GESCHICHTE
Närrisches Treiben seit 1978 …
Eine folgenschwere Idee
Alles begann in der Faschingssaison 1978/79 – damals schlug die Geburtsstunde mit Beginn der Faschingssaison für unsere Gilde. Offiziell…in Wahrheit bereits, wie es sich für eine ordentliche Geburt gehört, neun Monate vorher am „Döblinger Bürgerball“ im Haus der Begegnung in der Gatterburggasse.
Es heißt nicht von ungefähr „beim Red’n kumman d’Leit z’samm“. Der damalige Bezirksvorsteher-Stellvertreter Ludwig Müller sprach – nach wie vielen Gläsern Sekt, ist ungeklärt – eine Idee aus, die längst in seinem Kopf herumspukte – die Gründung einer eigenen Faschingsgilde… Wer Ludwig Müller kennt, weiß, daß er dafür berühmt-berüchtigt ist, nicht nur Sprechblasen von sich zu geben, sondern auch zu handeln. Ein Mann, ein Wort! Daher nahm Müller umgehend mit dem damaligen Wiener Landespräsidenten Rudolf Dolezal Kontakt auf, gewann und überzeugte ihn von dieser Idee. Dolezal, ebenfalls ein Mann der Tat, erklärte sich bereit das Amt des Präsidenten zu übernehmen. Somit stand der ordentlichen Gründung unserer Gilde nichts mehr im Wege und im Fasching 1978/79 begann der Siegeszug der „Döblinger Faschingsgilde“ als „Erste Wiener Bezirksgilde“, der inzwischen seit 25 Jahren anhält.
Das erste Präsidium
- Präsident Rudolf Dolezal
- Vizepräsident und Bundeselferrat Ludwig Müller
- Kassier Erich Kaufmann
- Schriftführerin Trude Pelka
Die ersten Senatoren
- Erich Arnold
- Hans Figlmüller
- Josef Franczek
- Gustav Gutfleisch
- Karl Havranek
- Emanuel Hrebesky
- Wolfgang Kainz
- Hermann Koppler
- Wolfgang Pelz
- Ewald Schenk
- Werner Sedlacek
- Gerhard Wolff
- Adolf Tiller
Gewissermaßen die Vorpremiere, das Preview auf neudeutsch, fand am 10. Februar 1979 im Haus der Begegnung statt: das 1. Döblinger Faschingsgschnas unter dem Motto „Hausball im Western-Saloon“. Kurzerhand wurden Dekorationsteile einer „Winnetou“-Aufführung aus der Wiener Stadthalle geliehen und das HdB in einen riesigen Saloon umgebaut. Rudolf Dolezal sah bereits die Saat für die kommenden Jahre aufgehen und sprach von einer Veranstaltung, „die wie eine Bombe eingeschlagen hatte“.
Das erste Bezirksgerücht
Die tatsächliche Premiere für die späteren Triumphe unserer Gilde ereignete sich am 17. Jänner 1980. An diesem Abend wurde erstmals das „Döblinger Bezirksgerücht“ aufgeführt. Zwei echte Faschingsnarren feierten hier ihr Bühnendebüt. Kurt Pribich, bereits erfahrener Faschingsaktivist aus dem Narrenkomitee des Wiener Männergesangvereins, als Büttenredner in der Rolle des Bezirksrichters und der Erzkomiker Paul W. Herzog, der als “Döblinger Bezirksplauderer” auftrat und das unvergessene Lied über das „Fräulein Mable“ zum Besten gab. Bis zu seinem Ausscheiden 1997 schrieb Pribich viele unvergessene Büttenreden, Sketches und Texte, führte auch lange Jahre erfolgreich Regie. Herzog, ein Faschingshaudegen, liefert noch immer Jahr für Jahr seine Texte, wenn auch nicht immer pünktlich, ab und zählt zu den absoluten Highlights jedes Bezirksgerüchts. An diesem denkwürdigen Tag, am 17. Jänner 1980, erklang auch erstmals die Döblinger Faschingshymne, komponiert von Horst Winter und getextet von Kurt Pribich mit dem bis heute gültigen „Schlachtruf“ „Dö Dö Bling Bling bleib bei uns und sing…“.
Neben den Bezirksgerüchten wurden weitere zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen ins Leben gerufen, die sich als Fixpunkte des Döblinger Faschings etablierten, wie etwa der Sturm auf das Magistratische Bezirksamt oder der Besuch der Döblinger Geschäftsleute am Faschingsdienstag.
Döbling als Geburtshelfer
Ein besonderes Anliegen Rudolf Dolezals als Landespräsident war es, mit Hilfe der Döblinger Faschingsgilde auch das Faschingsleben in anderen Teilen Wiens mitzugestalten. Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang die Mitwirkung bei Faschingstreiben am Volkert- und Naschmarkt sowie im darauffolgenden Jahr in Gersthof.
So gesehen, war die Döblinger Faschingsgilde der Initialfunken für eine Renaissance des traditionellen Wiener Faschings und Ansporn, Vorbild und Geburtshelfer für die Gründung von Bezirksgilden in Währing, Meidling und der Brigittenau.
Das Jahr 1980 stand auch im Zeichen zweier großer Auslandsreisen. Eine fünfzigköpfige Delegation reiste im Februar zur Fasnacht nach Zürich und zum Morgestreich nach Basel, und im August war die Gilde Gast in Windhuk und Tsumeb in Südwestafrika. Ein Ereignis, das, nicht zuletzt dank der Organisation durch Senator Sepp Jedek, für alle Teilnehmer ein ewig in Erinnerung und unvergessliches Ereignis geblieben ist.
Im gleichen Jahr waren auch die Gilden aus ganz Österreich in Döbling zu Gast – im April wurde der alljährliche Bundesverbandstag von der Döblinger Faschingsgilde ausgerichtet.
Mädchengarde und Männerballett
1980 begann Marianne Epp eine Mädchengarde aufzubauen, deren Premiere während des Narrenweckens der niederösterreichischen Faschingsgilden in Traiskirchen stattfand. Diese Mädchengruppe, später weiterbetreut von Maria Gump und Silvia Doleschal (eine Tochter Ludwig Müllers) trat in weiterer Folge bei vielen Gildenveranstaltungen sehr erfolgreich auf, bis der Nachwuchs immer spärlicher wurde und sich die Garde Ende der 80er-Jahre auflöste. Sehr viel beständiger war da schon das Döblinger Männerballett mit den Schwergewichten Dieter Jung und Harald Wollitzer, das 1981 mit dem “Schwanensee” debütierte. Das Männerballett zählt bis heute zu den absoluten Highlights jeden Bezirksgerüchts, und es gibt kaum einen Herren in der Gilde, der seither nicht die Bretter des HdB zum erbeben gebracht hätte. Damals mit von der Partie war auch der Fanfarenzug der Pfadfindergilde Döbling unter der Leitung von Gildenmeister Ernst Kraus – diese Gruppe hat die Gilde lange Jahre beim Einzug begleitet, ihr späterer Leiter Rudolf Lodolo war bis zu seinem viel zu frühen Tod im Frühjahr 2001 höchst aktiver und treuer Freund der Gilde.
Waren die ersten Bezirksgerüchte nicht viel mehr als “Bunte Abende mit Musikbegleitung” mit Zauberern, musizierenden Kindern und Schunkelliedern der 3 Hallodries, so war es vor allem der künstlerischen Leitung Kurt Pribichs zu verdanken, das sich das Niveau der Veranstaltungen zusehends hob. Sein Verständnis einer Faschinssitzung äußerte sich darin, Nummern mit Wiedererkennungseffekt zu schaffen, und es waren neben dem Bezirksrichter die umwerfenden “Marktfrauen” Lisbeth Lechner (damals Robitza) und Hanna Garzuly-Machinek sowie die unvergessenen Doppelconferencen der Damen “Rotlauf und Schwarzfuss”. Diese Nummern, Gustostückerln von Paul W. Herzog und seinem kongenialen Partner Walter Fuss, waren bis zu Walters Ausscheiden aus dem Aktivstand 1990 vielbelachter Fixpunkt der Gerüchte. Ebenfalls in den Kontext der “Standardnummern” wurden in den 80ern die hinreißend umgesetzten Playbacknummern – meistens solche der EAV – der Gruppe um Peter Müller aufgenommen.
11 Jahre Wiener Ringstraßenumzug
Im Laufe der Jahre wirkte die Döblinger Faschingsgilde aber auch einflußreich auf die Entwicklung der größten Wiener Faschingsveranstaltung, den Umzug auf der Ringstraße. Die Erfahrungen, die die Döblinger bei Narrentreiben auf den Märkten sammeln konnten, zeigten, daß die Kaufleute in hohem Maße für den Faschingsgedanken aufgeschlossen waren. Bald fanden daher Beratungen zwischen Funktionären der Sektion Handel der Kammer der gewerblichen Wirtschaft und der Döblinger Faschingsgilde statt, wo schließlich die Idee eines Umzuges über die Wiener Ringstraße geboren wurde. Nachdem der ehemalige BÖF [Bund Österreichischer Faschingsgilden] – Landespräsident Rudolf Doleza die Teilnahme von mindestens zwanzig Gilden zugesagt hatte, fasste der damalige Sektionsobmann ERICH EBERT den Entschluß zur Durchführung, wobei der Döblinger Faschingsgilde die Betreuung der Gastgilden oblag. Am Rosenmontag des Jahres 1983 marschierten erstmals die Faschingsnarren über den Ring, und seither bis 1993 war dieser Umzug, ab 1984 auf den Faschingssamstag verlegt, ein Fixstern des Wiener Faschingslebens.
Die Spitzen der Gilde in den 80ern
Bald nach Gründung der Döblinger Faschingsgilde wurde dem Präsidium das Döblinger Markgrafenpaar zur Seite gestellt – Hella Swoboda und Walter Harbich. Nach dem Tode Harbichs 1982 folgten Veronika Zeiler und Lothar Reitinger. Nach dem Ausscheiden Zeilers gesellte sich Lisbeth Lechner an Reitingers Seite. Von 1983 – 2001 übten die beiden dieses tradtionelle Amt aus – mit der Bestellung Reitingers zum Wiener Landespräsidenten sind die Funktionen derzeit unbesetzt.
Seit der Faschingssaison 1980/81 besteht auch die Funktion des Zweiter Vizepräsidenten, die bis 1997 Leo Hofmann, Verwalter des Hauses der Begegnung, inne hatte . Als Erster Vizepräsident löste Kurt Pribich Ludwig Müller ab. Rudolf Dolezal wurde, in Anerkennung seiner zahllosen Verdienste um die Döblinger Faschingsgilde, einstimmig zum Gründungs- und Ehrenpräsidenten gekürt. Ludwig Müller blieb als Bundeselferrat und – nach eigenen Worten “Zentralbetriebsrat” – weiterhin Motor und treibende Kraft der Gilde.
Einschneidende Änderungen im Präsidium erfolgten im Frühjahr 1986. Nach Rudolf Dolezals Entschluß, nicht mehr als Präsident zur Verfügung zu stehen, und dem Rücktritt Kurt Pribichs als Vizepräsident wurden im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung Erich Ebert, der bereits Ehrensenator war, zum Präsidenten sowie Paul W. Herzog zu dessen Vizegewählt.
Eine schwere Erkrankung Eberts noch im gleichen Jahr stellte das Präsidium auf eine ernste Probe. Allerdings wurde dieses Interregnum in der Faschingssaison 1986/87 souverän durch die Bestellung von Ludwig Müller zum geschäftsführenden Präsidenten gemeistert. Glücklicherweise konnte Ende Jänner 1987 Ebert bereits wieder in Villach am Besuch der Faschingsgilde in alter Frische teilnehmen.
Gilde und Kirche
Der Gedanke, die Freude am Fasching auch durch einen Gottesdienst auszudrücken, führte am Faschingssonntag 1988 zur erstmaligen Durchführung einer „Faschingsmesse“ in der Pfarre Krim. Die von Kaplan Pater Georg Dinauer und Vertretern der Gilde organisierte Messe übertraf alle Erwartungen, wurde doch die Gratwanderung zwischen tierischem Ernst und seichter Blödelei eindrucksvoll bewältigt. Durch die Versetzung von Pater Georg nach Indien fanden nach einer weiteren Messe 1989 allerdings keine weiteren Gottesdienste mehr statt.
Ein harter Schicksalsschlag traf die Faschingsgilde im März 1988 durch den Tod von Senator Gerhard Wolff. Als Gründungsmitglied war er vielen ein väterlicher Freund, der vor allem dann wirkte, wenn es galt, aufgerissene Gräben wieder zuzuschütten und manch verlorenes Vertrauen in der Gilde wieder aufzubauen. Sein Lokal in Neustift war und ist uns allen liebgewordene Heimat.
Der erste “Elferrat”
Eine wichtige Neuerung in der Organisation der Faschingsgilde wurde bei der Generalversammlung im Mai 1988 beschlossen: die Erweiterung des Präsidiums zum „Elferrat“ als führendes Gremium. Damit wurde der bisherigen Entwicklung Rechnung getragen, durch Zuordnung von Kompetenzen an einen größeren Personenkreis das Präsidium in seiner Arbeit zu entlasten, wobei ein Mehr an Verantwortung aber nunmehr auch ein Mehr an Mitspracherecht bedeutet.
Die ersten “Elferräte” waren Marianne Epp als Schriftführerin, Helmut Neubauer als Herold und Kämmerer (den Beinamen “Kümmerer trägt er ja bis heute), Werner Sedlacek als Schatzmeister, Helga Sedlacek als Kanzleichefin und Gustav Gutfleisch als Zeremonienmeister. Präsident und 2. Vize blieben unverändert Erich Ebert und Leo Hofmann, ebenso Ludwig Müller als Bundeselferrat – als Kanzler und 1. Vizepräsident kam allerdings wieder Kurt Pribich zum Zug.
Von Zürich bis Brünn
1989 verreiste die Gilde wieder, diesmal mit 35 Personen zur Fasnacht nach Uster bei Zürich. Dieses Ereignis ist deswegen als einschneidend zu bezeichnen, verloren wir doch Schriftführerin Marianne Epp an einen unserer Schweizer Faschingsfreunde. Marianne lebt seither glücklich in Uster und hält so die österreichisch-schweizerische Freundschaft aufrecht.
Im gleichen Jahr machte die Bestellung von Erich Ebert zum Wiener Landespräsidenten auch eine Neuwahl im Präsidium notwendig – Ludwig Müller wurde zum neuen Präsidenten gewählt, in dessen Funktion als Bundeselferrates folgte Lothar Reitinger. Der im Jahr zuvor übergangene Paul W. Herzog wurde wieder in seine alte Funktion als Vize zurückgeholt, Pribich blieb Kanzler und somit die “graue Eminenz” der Gilde. Das Jahr 1989 steht auch im Zeichen des von den Wiener Gilden gemeinsam ausgerichteten Bundesverbandstages, dessen Höhepunkt ein fulminanter – und vom Wiener Bürgermeister und Ehrensenator gesponserten – Galaabend im Wiener Rathaus darstellte.
Der Fasching 1991 stand im dunklen Zeichen des Golfkrieges – nachdem bereits der Wiener Ringstraßenumzug abgesagt werden musste, stand auch die Absage der Gerüchte im Raum. Es sollte Gott sei Dank nicht so weit kommen, die damals vier Sitzungen konnten vor wie immer ausverkauftem Haus abgehalten werden. Und noch ein Ereignis, von dem alle Beteiligten, vor allem Ludwig Müller, heute noch sprechen, fällt in die Saison 1991: der Besuch der Faschingsgilde aus Brünn. Dieses lang vorbereitete und geplante Spektakel sollte sich allerdings als Riesenscherz entpuppen, als am Abend des 18. Jänner am Nordbahnhof nicht die erwarteten Tschechen dem Zug entstiegen, sondern kostümierte Mitglieder der Gilde. Und es dauerte einige Zeit, bis Lothar und Traude Reitinger, Helga und Werner Sedlacek sowie Pauli Herzog von einer verblüfften Döblinger Delegation erkannt wurden.
Turbulenzen
Das Ende des Jahres 1991 verlief allerdings dann doch nicht so heiter, wie es begonnen hatte. Im Laufe einer Arbeitssitzung am 28.11.1991 kam es zu einigen Mißstimmigkeiten, die in weiterer Folge in mehreren Rücktritten, deren prominentester der des Präsidenten Ludwig Müller war, gipfelten. Ludwig konnte zwar noch kurzfristig zu einem Umdenken bewogen werden, als aber am 11. Dezember die von ihm initiierte Vertrauensfrage nicht die gewünschte Mehrheit fand, war die Entscheidung unumstößlich.
Es ist neben dem Geschick des Vizepräsidenten Herzog vor allem dem Einsatz von Bundeselferat Reitinger zu verdanken, dass die Saison 1991/92 problemlos über die Bühne gehen konnte. So waren nicht nur Gerüchte und Ringstraßenumzug durchzuführen, am Faschingssonntag wurde aus Anlass des Jubiläums “100 Jahre Döbling” gemeinsam mit der Währinger Faschingsgilde ein Umzug über die Krottenbachstraße nach Neustift veranstaltet, an dem sage und schreibe 22.000 Besucher teilnahmen. Entsprechend voll waren die Neustifter Buschenschenken, und sogar der Pfarrsaal wurde als Heuriger genutzt.
Es spricht allerdings für die menschliche Größe Ludwig Müllers, dass er die Gilde auch ohne Funktion nie im Stich ließ und durch sein Organisationstalent mithalf, alle Aufgaben zu meistern. Sein Lohn und Höhepunkt seiner Faschingskarriere stellte 1992 die Wahl zum Landespräsidenten für Wien – und bald auch für Burgenland – dar, ein Amt, das er drei Perioden, bis 2001, inne hatte. Erste Bewährungsprobe war die Ausrichtung eines weiteren BÖF-Verbandstages in Wien.
In der Generalversammlung 1992 wurde die vakante Stelle des Präsidenten durch den damaligen Klubobmann der ÖVP und späteren Zweiten Präsidenten des Nationalrates, Dr. Heinrich Neisser, besetzt. Herzog und Hofmann blieben Vizepräsidenten, Werner Sedlacek Kassier, als neuer Schriftführer wurde Ing. Günther Hofer gewählt. Kurt Pribich wurde in die Gilde wiederaufgenommen.
Havelka kommt
1993 fand zum letzten Mal der Umzug auf der Wiener Ringstraße statt; nachdem sich die Handelskammervon der Organisation des Umzuges zurückgezogen hatte, war dieser für die Wiener Gilden schlicht unfinanzierbar geworden. Seit 1994 werden die Umzüge daher von der jeweils veranstaltenden Gilde in Eigenregie – unterstützt vom Landesverband – durchgeführt, die erste ausführende Gilde war jene aus Jedlersdorf. 1995 war dann schon Döbling an der Reihe – von Glanzing ging es über die Krottenbachstraße hinunter ins Haus der Begegnung.
Die letzte große Veränderung im Präsidium erfolgte schließlich im Zuge der Generalversammlung 1997. Die Auslastung von Dr.Neisser durch seine politischen Funktionen machten eine weitere Kandidatur unmöglich, sodass KR Heinz Havelka mit der Führung der Gilde betraut wurde. Ihm zur Seite steht Paul W. Herzog als nunmehr geschäftsführender Präsident. Durch das Ausscheiden von Leo Hofmann und Werner Sedlacek aus ihren Funktionen musste auch hier neu besetzt werden, sodass nunmehr Walter Stiel und Richard Stanzl die Funktion beiden Vizepräsidenten innehaben und als neuer Schatzmeister Helmut Neubauer gewählt wurde. Günther Hofer wurde als Schriftführer bestätigt. Bedingt durch die Wahl Lothar Reitingers zum Landespräsidenten für Wien und Burgenland wurde 2001 die freigewordene Position des Bundeselferrates durch Gerhard Helm besetzt.
Bezirksgerüchte in den 90ern
Im Laufe der Jahre hatten sich die „Bezirksgerüchte“ von reinen Amateurveranstaltungen im Haus der Begegnung zu professionellen Showveranstaltungen, die alle Elemente enthalten, die für eine erfolgreiche Show nötig sind. Musik, Tanz, Gesang, Chor, Wortwitz, Biss, Kabarett, Comedy – geschaffen von hervorragenden Textern und Musikern, interpretiert von erstklassigen SchauspielerInnen unter kompetenten Regisseuren, fanden immer mehr Publikum und machten auch eine stete Anhebung der Anzahl der Aufführungen notwendig. Waren es 1992 noch vier Sitzungen, 1995 schon fünf und 1996 erstmals sechs, so finden seit 1998 sieben Bezirksgerüchte statt. Die Regie, in den 80ern unbestrittene Domäne von Kurt Pribich, wanderte 1991 zu Werner Sedlacek und im November 1995 nochmals zu Kurt Pribich, bevor ab der Saison 1997/98 ein Regieteam, zunächst unter der Leitung von Jean-Jaques Pascal, sehr bald aber mit Günther Zäuner und Richard Stanzl diese Aufgabe übernahm.
1987 gelang es Werner Sedlacek, einen Journalisten, Kabarettisten und Autor für die Döblinger Faschingsgilde zu interessieren und in weiterer Folge zu begeistern. Bereits in den darauffolgenden „Bezirksgerüchten“ feierte Günther Zäuner mit seiner legendären Solonummer „The Kery Clan“ ein triumphales Debüt. Zäuner brachte völlig neuen Wind, nicht immer widerstandsfrei in den eigenen Reihen, in die Döblinger Faschingsgilde. Doch mit Konsequenz, Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft gelang es ihm, die Gilde vom Amateurstatus zur Professionalität zu führen. Dass dieser Weg letztendlich richtig war und ist, beweist nicht nur die Tatsache eines mehrjährigen ORF-Exklusivvertrages mit dem Landesstudio Kärnten für die Sendung „Narrisch guat“, sondern auch Jahr für Jahr die begeisterten Publikumsreaktionen, die immer wieder in dem Satz gipfeln – „unglaublich, dass überhaupt noch eine Steigerung möglich ist…“ Zäuners große Liebe gehört dem politischen Kabarett, was sich wiederum in der Schärfe seiner Texte für die „Bezirksgerüchte“ wiederspiegelt und mitunter zur Polarisierung im Publikum führt. Oder mit anderen Worten: dem einen oder der anderen PolitikerIn nur eiserne Mienen abringt.
In seinem Freund Franz Wertheim, der allerdings viel zu früh verstarb, fand Zäuner einen kongenialen Bühnenpartner, und zusammen schufen sie viele unvergessliche Nummern. Einen weiteren Befürworter und Mitstreiter für diesen neuen Weg, den Zäuner eingeschlagen hatte, fand sich mit Richard Stanzl. Schließlich vervollständigte Johannes Hoppe noch das Bühnenteam und profilierte sich als Moderator, Interpret und Texter. Gemeinsam mit Edgar und Walter Pleyer sowie dem unverwüstlichen Paul W. Herzog tragen sie die Hauptlast der musikalischen und textlichen Verantwortung, unterstützt von Reinhold Nowotny, der als Arrangeur der “Orpheus-Band” und “Döblinger Musikdirektor” für die Umsetzung der musikalischen Ideen zuständig ist. Die Döblinger Faschingsgilde hat in ihrer fünfundzwanzigjährigen Geschichte eine kontinuierliche Entwicklung zu einem wichtigen Protagonisten des Wiener Faschingsgedankens durchgemacht, die ohne die selbstlose und unentgetliche Arbeit jedes einzelnen Senators und Mitgliedes zweifellos nicht möglich gewesen wäre. Die Resonanz in den Medien – die Döblinger Faschingsgilde ist die einzige Wiener Gilde, die in der ORF-Sendung „Narrisch guat“ mitwirkt – vor allem aber das uns die Treue haltende Publikum, ist unser aller Lohn und Anerkennung.